Klimafitte Äußere Mariahilfer Straße
Auf Basis der Bürger*innenbefragung künftig: viel Begrünung, Zwei-Richtungs-Radweg, breitere Gehsteige
Wien (OTS) - Big Bang für die „Äußere Mahü“: Die 1,9 km lange Straße vom Mariahilfer Gürtel bis zur Schlossallee ist ein Herzstück des Bezirks Rudolfsheim-Fünfhaus und soll nun umfassend umgestaltet werden! Stadt und Bezirk wollen die Anrainer*innen aktiv in die Attraktivierung miteinbeziehen und haben sie daher nach ihren Wünschen gefragt. Mehr als 2.500 Anrainer*innen, Wirtschaftstreibende und interessierte Bürger*innen brachten bei der Grätzl-Befragung ihre Anliegen ein. Die Ergebnisse zeigen klare Prioritäten: Mehr Begrünung, mehr Sicherheit fürs Radfahren und Zu-Fuß-Gehen sowie weniger Lärm und Abgase. Diese Wünsche wurden – unter Berücksichtigung der Gegebenheiten vor Ort – in ein Erstkonzept gegossen und heute von Planungsstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht präsentiert.
„Wir gestalten in der ganzen Stadt Plätze und Straßenzüge nach dem Motto ‚Raus aus dem Asphalt` um. Nach der erfolgreichen Attraktivierung des IKEA-Umfeldes und des aus einem ehemaligen Parkplatz gestalteten Langauerplatzes im 15. Bezirk, nehmen wir nun auf Initiative des Bezirks die Äußere Mariahilfer Straße in Angriff. Ziel ist es, sie nach den Wünschen der Anrainer*innen neu zu gestalten. Diese haben sich ganz klar für mehr Begrünung, mehr Kühlung, sichere Fuß- und Radwege und Verkehrsberuhigung ausgesprochen“, so Planungsstadträtin Ulli Sima. In der letzten Legislaturperiode sei viel über eine Umgestaltung der Äußeren Mariahilfer Straße gesprochen worden, umgesetzt wurde aber nichts. „Jetzt ist es an der Zeit, das Dornröschen aufzuwecken. Klar ist, dass gewisse Rahmenbedingungen für uns von Anfang an gesetzt sind: Die Straßenbahn darf nicht ausgebremst werden, auf den beiden Linien in der Äußeren Mahü sind täglich rund 20.000 Menschen unterwegs. Die Strecke ist damit eine der wichtigsten Verbindungen in den Westen Wiens. Öffis dürfen nicht behindert werden und müssen daher einen eigenen Gleiskörper haben. Und mit der Umgestaltung soll es künftig viel mehr Platz für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen geben. Dazu muss der Platz neu verteilt werden“, so Sima weiter.
Bürger*innen wünschen sich mehr Grün, mehr Verkehrssicherheit, weniger Lärm und Abgase
Im Zuge der Bürger*innen-Befragung wurde ein beeindruckendes Feedback gesammelt: Insgesamt 2.515 Teilnehmer*innen, davon 2.043 Online-Teilnahmen und 472 Antwort-Karten, brachten ihre Anliegen deutlich zum Ausdruck:
- 96 % der Bürger*innen wünschen sich mehr Begrünung und Schatten
- 90 % legen besonders Wert auf attraktivere Öffis
- 90 % sagen, dass Radfahren durch die Neugestaltung sicherer werden soll und ebenso viele fordern mehr Sicherheit für Kinder
- 91 % sprechen sich für bessere Luft durch weniger Abgase aus
- 87 % halten weniger Autoverkehr für sehr oder ziemlich wichtig
- Gleichzeitig erachten 87 % mehr Stellplätze für Autos im öffentlichen Raum für gar nicht oder wenig wichtig.
Mit 62 % der Teilnehmenden wohnt die Mehrheit der Befragten im 15. Bezirk, 49 % sogar direkt im Grätzl, die restlichen 38 % in anderen Bezirken Wiens. „In Summe zeigen die Befragungsergebnisse, dass sich die Menschen – insbesondere die aus dem Grätzl – eine neue, gerechtere Verteilung des Straßenraums wünschen. Mit ganz oben auf der Liste steht die aktive Mobilität. Die Ergebnisse ähneln jenen aus etlichen anderen Bürgerbeteiligungsprozessen der jüngsten Vergangenheit, stets ist Begrünung, Kühlung und Verkehrsberuhigung ganz oben auf der Wunschliste der Anrainer*innen“, betont Wiens Radverkehrsbeauftragter Martin Blum.
Begrünung, baulich getrennter Zwei-Richtungs-Radweg, breitere Gehsteige
Die Wünsche der Menschen aus dem Grätzl sind ein klares Mandat für ein zukunftsfittes Konzept, das nun in die Planung geht. Radfahrer*innen können sich auf einen neuen, baulich getrennten Zwei-Richtungs-Radweg freuen. Bislang gibt es lediglich einen wenig attraktiven Mehrzweckstreifen auf der Fahrbahn, der keinesfalls den Ansprüchen einer modernen Radinfrastruktur entspricht. Breitere Gehsteige laden künftig zum Flanieren ein, mehr Bäume und Begrünung sorgen für höhere Aufenthaltsqualität. Gleichzeitig wird garantiert, dass öffentliche Verkehrsmittel ungehindert fahren können, sprich, sich die Gleise nicht mit Autos teilen müssen.
„Um all diese Wünsche zu erfüllen, muss der Durchzugsverkehr reduziert werden. Aus all den Überlegungen hat sich eine Einbahnführung stadtauswärts als beste Lösung herauskristallisiert. Die neue Äußere Mariahilfer Straße umfasst künftig stadtauswärts einen Fahrstreifen für den KFZ-Verkehr, einen eigenen Gleiskörper der Straßenbahnlinien 52 und 60 und auf stadteinwärtiger Seite einen modernen, breiten Zwei-Richtungs-Radweg“, erläutert Verkehrsplaner Andreas Käfer. Er kennt die Debatten und Überlegungen zu einer möglichen Umgestaltung der Äußeren Mariahilfer Straße seit etlichen Jahren. Er zeigt sich überzeugt davon, dass die nun verfolgte Variante zukunftsträchtig ist. Bei bisherigen Überlegungen war etwa die Mitbenützung der Straßenbahngleise durch PKWs geplant, die Öffis damit massiv ausbremst. Dies ist für die Stadt Wien keine Option, Öffis müssen in einer Klimamusterstadt Vorrang haben! Eine Einbahnführung sei aus verkehrstechnischer Sicht die einzige Möglichkeit, um den Straßenraum künftig fair zu verteilen und klimafit zu gestalten. Für die Einbahnführung stadtauswärts gibt es laut Käfer drei funktionale Gründe:
- Die Erschließung der Grätzl auf der Seite des Westbahnhofs (nördlich der Äußeren Marahilfer Straße) ist weiterhin reibungslos möglich.
- Die Schaffung breiterer Gehsteige auf der Südseite, wo es viele Engstellen gibt, ist möglich. Auf dieser Straßenseite ist auch der Zugang zum Schwendermarkt – hier könnte künftig zusätzlicher Platz für Begrünung und Aufenthaltsbereiche zur Verfügung stehen.
- Wohngrätzl südlich der Mariahilfer Straße profitieren ebenfalls von der Einbahnführung und damit einhergehender Verkehrsberuhigung. So können KFZ-Lenker*innen etwa den „Abschneider“ zum Gürtel über die Clementinengasse nicht mehr nehmen.
Die Umgestaltung der fast 2 km langen Straße sei kein leichtes Unterfangen, es gäbe viele Ansprüche und Herausforderungen. Schon bei der Umgestaltung der Reinprechtsdorfer Straße habe die Stadt auf eine Einbahnführung gesetzt, um den Straßenraum gerechter zu verteilen und dies wäre auch das klare Ziel in der Äußeren Mariahilfer Straße. Der 15. Bezirk ist (laut KFZ-Statistik 2021) der Bezirk mit den geringsten privaten PKW-Zulassungen.
Nächster Schritt Detailplanung – Baubeginn mit Tausch der Wasserrohre Sommer 2024
Mit dem Erstkonzept auf Basis der Bürger*innenanliegen sind die Eckpfeiler für die Neugestaltung der Äußeren Mariahilfer Straße gesetzt. Im nächsten Schritt erfolgt nun die Detailplanung durch das Expert*innen-Team bis zum Frühjahr 2024. Die Ergebnisse werden anschließend präsentiert. „Vielen Dank an alle, die an der Befragung teilgenommen und ihre Anliegen eingebracht haben. Es freut mich, dass das Interesse an der Umgestaltung so groß ist und sich die Bürger*innen für echte Veränderung im Bezirk ausgesprochen haben. Jetzt geht es ans Tun. Mir ist es dabei wichtig, im weiteren Prozess mit allen in Kontakt zu bleiben und die Interessen aller im Bezirk weiterhin zu berücksichtigen – von Anrainer*innen bis Wirtschaftstreibenden“, betont Dietmar Baurecht, Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus, der speziell zur Umgestaltung der Äußeren Mariahilfer Straße Sprechstunden anbieten wird. Für ihn ist neben mehr Platz für die Menschen die freie Fahrt der Öffis ebenfalls ein ganz zentrales Anliegen, sind die beiden Straßenbahnlinien doch wichtige Zubringer für den im 15. Bezirk gelegenen Westbahnhof: „Die Zugfahrenden müssen sich auf pünktliche Öffis verlassen können und das wollen wir mit der Umgestaltung der Straße auch künftig gewährleisten“, so Baurecht.
Die Neugestaltung der Äußeren Mariahilfer Straße wird mit der notwendigen Erneuerung der Wasserrohre im nächsten Jahr verknüpft, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Es werden somit – wie im modernen Baustellenmanagement üblich – Synergien genutzt, ähnliches geschieht aktuell in der Wiedner Hauptstraße, wo der notwendige Tausch der Straßenbahngleise für eine Neugestaltung der Oberfläche genutzt wird.
„Wir nutzen diese Chance, um das Grätzl sowohl für Anrainer*innen als auch für Besucher*innen lebenswerter, sicherer und schöner zu gestalten. Denn von einer höheren Aufenthaltsqualität profitieren klarerweise auch die Wirtschafts- und Gastronomiebetriebe vor Ort“, so Baurecht weiter. Der Baustart für das Projekt soll im Sommer 2024 erfolgen, die Umsetzung erfolgt – nach Vorbild der erfolgreichen Umgestaltung der Thaliastraße - in mehreren Abschnitten bzw. Etappen. Der genaue Zeitplan wird im Rahmen der Detailplanung erarbeitet und im Frühjahr der Öffentlichkeit präsentiert. Begleitet und umgesetzt wird die Neugestaltung der Äußeren Mariahilfer Straße von einem Projekt-Team der Stadt, dem Bezirk und der Mobilitätsagentur Wien.
Nähere Informationen zur Bürger*innen-Befragung
Was liegt den Menschen im 15. Bezirk besonders am Herzen, wenn es darum geht, die rund 1,9 Kilometer lange Äußere Mariahilfer Straße attraktiv und zukunftsfit zu gestalten? Darüber wurde lange diskutiert und die Meinung der Anrainer*innen auch schon in etlichen Formaten eingeholt. Bürger*innen-Beteiligungen im Zuge des Stadtentwicklungskonzepts 15 („SEK15“) oder der Neugestaltung des IKEA-Grätzls haben bereits - vor der aktuellen Befragung - Einblicke in die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen in Rudolfsheim-Fünfhaus gegeben. Bei all diesen Prozessen haben sich das Bedürfnis nach mehr Grün, mehr Sicherheit und Bewegungsfreiheit bei gleichzeitig weniger Verkehrsbelastung durch KFZ als zentrale Anliegen der Menschen herausgestellt.
Im September 2023 lief nun die letzte Bürger*innen-Befragung, direkt im Grätzl rund um die Äußere Mariahilfer Straße. Es wurden insgesamt knapp 8.600 Folder mit Feedback-Karten an Haushalte, Wirtschafts- und Gastronomiebetriebe versandt. Darüber hinaus konnten Bürger*innen ihre Prioritäten und Ideen online einbringen.